Kürzlich war ich in Paderborn im Nixdorf-Computermuseum. Das wird jetzt ein sehr bildlastiger Artikel, darum erst mal Fotos und dann ein paar weise Worte zum Schluss:
Früher Sitz der Nixdorf-Hauptverwaltung, ist das Museumsgebäude heute fast schon selbst eine Attraktion.
Die Ausstellung beginnt mit einer Entwicklung der Schrift und Mathematik seit der Antike und geht über in einen Bereich mit den ersten mechanischen Maschinen.
Erste Schreibmaschine "Typographer" von William Burt aus 1829 (Nachbau).Links eine der ersten elektrischen Schreibmaschinen, rechts eine Schreibmaschine von Sholes & Glidden. Damit sich die Typen (Buchstabenstempel) beim schnellen Tippen nicht miteinander verhaken, legte man die oft nebeneinander in Wörtern vorkommenden Buchstaben auf der Tastatur weit auseinander - so entstand das QWERTY-Layout, welches bis heute an Computertastaturen zu finden ist.Die ersten Diktiergeräte, wie dieses Dictaphone, kamen in den 1890ern in amerikanischen Büros auf. In den Trichter gesprochener Schall wurde auf eine rotierende Wachsrolle eingeritzt und vom Fräulein im Vorzimmer von einem Abspielgerät anschließend wieder abgespielt und als Text auf Schreibmaschine abgetippt.Nachbau eines Telefons von Philipp Reis aus 1863.An solchen Klappenschränken saßen die Fräulein vom Amt, nahmen Anrufe entgegen und vermittelten durch Zusammenstecken der Leitungen zum anzurufenden Teilnehmer. Später dann setzten sich Selbstwählvorrichtungen wie die Wählscheibe an diesem W48-Nachkriegstelefon durch.
Lustigerweise habe ich selbst auch ein W48 hier auf meinem Schreibtisch. Noch komplett funktionsbereit und angeschlossen an der Fritzbox. Und wenn mir danach ist, dann telefoniere ich damit auch gerne mal noch.Eine spannende Entwicklung von der ersten Elektrodenröhre über den ersten Transistor zum ersten integrierten Schaltkreis und bis zum ersten Intel-Mikroprozessor 4004.Der Arbeitsplatz einer Platinenbestückerin in den 70ern bei Nixdorf.Nachstellung eines typischen Rechenzentrums jener Zeit.Was mir bisher gar nicht bekannt war: Nixdorf hatte schon 1984 die Idee zu einem E-Bike. Dieses wurde von den Ingenieuren daraufhin auf Basis eines handelsüblichen Damenrads entwickelt, kam aber aufgrund des Tods des Unternehmers 1986 nie zur Marktreife.Im 2. OG befindet sich auch eine Ausstellung zur Entwicklung der Robotik. Mit mal mehr, mal weniger unheimlichen Gestalten.Die Zuse Z11 aus 1958 war ein programmgesteuerter Relaisrechner für vielfältige mathematische Berechnungen. Mal ein paar Daten als Vergleich zu heutigen Computern: 800kg Gewicht, 2000W elektrische Leistung, rund 120.000 DM Verkaufspreis und ca. 10..20 Hz Taktfrequenz. Wohlgemerkt Hertz, nicht Gigahertz oder Megahertz!Und wo wir gerade bei Vergleichen sind: das kupferfarbene Ding hier in der Bildmitte hat die Ausmaße einer Waschmaschinentrommel, wurde auch Trommelspeicher genannt und war die "Festplatte" einer Univac 490 aus 1961. Mit ganzen 1,25 MB. Also knapp das, was auf eine einzelne 💾-Diskette passt.Schon etwas fortschrittlicher wirkt da dieser NASA-Computer aus der GEMINI-2-Mission aus 1965, welcher für zielgenaues Manövrieren der Raumkapsel zuständig war.Dieses IBM Modell 5150, gehört zu den jüngsten Museumsexponaten aus der Geschichte der Personal Computer.Reichlich kurios mutet heute das Datenklo an. Ein Eigenbau-Telefonmodem nach Bauanleitung des Chaos Computer Clubs.Impressionen aus dem Museum.
Die Art der Ausstellung sowie die gezeigten Exponate im Museum gefielen mir recht gut, auch wenn man wenig geleitet wird und sich selbst seinen Rundgang finden muss. Dadurch drängen sich aber auch nie viele Besucher an einzelnen Stellen.
Das Gebäude ist riesig - nicht ohne Grund nennt es sich das größte Computermuseum der Welt - aber es wird auch viel Platz offen gelassen. Die Dichte an Ausstellungsstücken ist folglich nicht überfordernd und man kommt mit einem halben Tag gut durch das ganze Museum.
Was ich vermisst habe, ist die jüngere Geschichte der Computer bis heute. Die Ausstellung endet quasi in den 80ern was die Computerentwicklung belangt und es schien mir, als ob das Museum den Siegeszug der PCs genauso verkannt hat, wie damals Heinz Nixdorf. Letzteres führte seinerzeit in Konsequenz schließlich zum Niedergang des Unternehmens. Dem Museum wünsche ich eine glücklichere Zukunft, denn es ist ein lehrreicher und spannender Ausflug für jeden Technikinteressierten.